Buchtip: Die Pyramiden von Hartheim

Walter Kohl: Die Pyramiden von Hartheim, "Euthanasie" in Oberösterreich, 1940- 1945, 920 Seiten, ÖS 398,-; Buchverlag Franz Steinmaßl, Edition Geschichte der Heimat, 4264 Grünbach, Telefon/Fax: 07942/73402

Die Vernichtungsanstalt Hartheim war – gemessen an „Effizienz“ und Opferzahlen – die größte Mordanstalt im Rahmen des Euthanasie-Programmes des Dritten Reiches.

Aus einer Vierzahl von verstreuten Quellen, Episoden, Erinnerungen und Hinweisen listet der Autor detailliert auf, was in diesem wunderschönen Renaissance-Schloß genau geschah, wie das zigtausendfache Morden organisiert und verwaltet wurde, wie die Menschen in den Gaskammern starben, wie roh man sogar noch mit den Leichen umging und wie die Angehörigen der Opfer getäuscht wurden.

In der Linzer „Pflegeanstalt“ Niedernhart wurden in derselben Zeit an die 1000 „Pfleglinge“ mit Giftspritzen und Medikamenten im Rahmen einer „wilden Euthanasie“ ermordet, was der Autor durch die Einführung bislang völlig unbeachteter Quellen penibel belegen kann.

Walter Kohl vermittelt in seinem gewaltigen Werk Zeitgeschichte mit literarischen Mitteln.

Er berichtet in unzähligen Geschichten von Opfern und Tätern, von den ideellen Vorbereitern der Vernichtung „Unwerten Lebens“, von Mitläufern, von Nachkommen der Opfer, von „Brennern“ und Ärzten, von Widerständlern und Wegschauenden, von Feigen und Mutigen.