Geriatriezentrum „Am Wienerwald“ – nicht mehr zeitgemäß

Ein Sachwalter hatte sich monatelang über die Zustände beschwert, jedoch nur ein müdes Lächeln geerntet.

Geriatriezentrum Am Wienerwald
wien.at

Erst eine Beschwerde im Rathaus brachte die Missstände ans Tageslicht. Die MA 47 hatte am 23. Juli 2003 eine unangemeldete Prüfung durchgeführt.

„Politisches Versagen“ und „politisches Wegschauen“ führte nach Ansicht der Gesundheitssprecherin der Wiener Grünen, Sigrid Pilz, zu den Missständen im Geriatriezentrum „Am Wienerwald“ (ehemals Lainz), berichtet die Wochendausgabe des Standard.

An infrastrukturellen Mängeln zählt Pilz in der Tageszeitung, „fehlende Duschen“, Toiletten, die nur „über einen langen Fußmarsch“ erreichbar seien, die Verwendung von Leibstühlen und das Fehlen von Aufenthaltsräumen auf. Bauliche Maßnahmen und eine Bettenreduktion seien daher unumgänglich, fordert sie. Acht-Bett-Zimmer, wie sie immer noch verwendet würden, seien einfach entwürdigend und stellten eine Verletzung der Intimsphäre dar.

Laut dem Sachwalter – schreibt der Standard – ist die Situation in anderen Abteilungen besser, das Personal dort engagierter. Dort galt der Pavillon I als „Problemstation“, weil er noch nicht saniert wurde.

Der Arzt Wilhelm Appel, der nach den Morden im Lainzer Krankenhaus mit der in mit der Untersuchung beauftragten Lainz-Kommission war, übt im Kurier Kritik an den verantwortlichen Politikern: „Die Beschlüsse, die damals gefasst wurden, sind offenbar noch immer nicht umgesetzt worden. Wie kann es sein, dass es noch immer Zimmer mit sieben Betten gibt?“

Ähnlich argumentiert auch die Wiener Patientenanwaltschaft und stellt fest, dass „7 oder 8-Bett-Zimmer heute nicht mehr zeitgemäß sind“. Dank der jüngsten Medienberichterstattung haben sich viele Angehörige aufgerafft, ihre Erfahrungen mit mangelnder Pflege der Wiener Patientenanwaltschaft bekannt zu geben. Für manche Angehörige ist es nämlich nicht leicht, auf die Einhaltung der Patientenrechte zu pochen, da sie fürchten, den Pflegeplatz zu verlieren. Der Wiener Patientenanwaltschaft ist es ein Anliegen, diesen Menschen die Angst zu nehmen. Niemand muss für sich oder seine Angehörigen Nachteile befürchten, wenn er sich an den Wiener Patientenanwalt wendet.

„Hier sind gravierende Fehler passiert – nun ist sicherzustellen, dass sich derartige Dinge nicht wiederholen“, reagiert Wiens Gesundheitsstadträtin Dr. Elisabeth Pittermann zutiefst betroffen. Für verunsicherte Angehörige, Patienten und Patientinnen wurde unter der Nummer 53 114 – 602 12 eine Hotline eingerichtet, die von Montag bis Freitag von 7.30 bis 15.30 besetzt ist.

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