Loos und der Rollstuhl

Am Dienstag wurde der Loospreis 1998 verliehen. Behindertenorganisationen kritisieren, die Jury vergesse die Bedürfnisse behinderter Menschen.

MAK-Cafe
BIZEPS

Nichts gegen den Loospreis an sich, meint Manfred Srb. Der mit 200.000 Schilling dotierte Pries, der von der Raiffeisen Landesbank alljährlich unter wechselnden Themenstellungen für innovative Architektur verliehen wird, sei wichtig und begrüßenswert, berichtet der „Falter“.

Allerdings, so der Sprecher des Behindertenberatungszentrums BIZEPS, „sind wir es leid, schweigend zuzusehen, wenn Projekte prämiert werden, die die Menschenwürde nicht beachten“. Deshalb hat BIZEPS die drei Finalisten des heuer unter dem Thema „Wiener Lokale“ ausgeschriebenen Wettbewerbes ins Visier genommen: Zwei der drei Etablissements, die Weinbar Unger und Klein, entworfen vom Architektenteam Eichinger und Knechtl, sowie Hermann Czechs MAK-Cafe, wären so gebaut, daß sie für behinderte Menschen nicht benutzbar wären, kritisiert Srb.

Auch wenn der Loospreis schlußendlich an Helmut Richters Kiang auf der Landstraßer Hauptstraße ging, sei allein die Nominierung der beiden anderen Endrundenlokale ein Zeichen „unerträglicher Ignoranz und mangelnder Sensibilität gegenüber den Bedürfnissen von Behinderten“, meint Srb. „Raiffeisen prämiert damit Objekte, die behinderte Menschen aussondern.“

Gegenüber dem Falter berief sich Raiffeisen-Landesbank-Sprecher Gerold Seidl darauf, daß man als Preisauslober einer unabhängigen Jury keine Weisungen erteilen wolle, in den Kriterien der Ausschreibung aber auch großer Wert auf die Funktionalität der zu prämierenden Lokale gelegt werde.

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