Mein Abenteuer beginnt beim Aufstehen

Meine Selbstbestimmung beginnt hier und jetzt

Um Selbstbestimmt Leben sowohl theoretisch als auch praktisch möglichst vielen Menschen nahezubringen, muß man sie dort abholen, wo sie gerade stehen. Dies war das Ziel eines von der Bunten Rampe Graz organisierten Wochenendseminars vom 11. bis 13. Oktober 1996 in Burgau in der Oststeiermark.

Wir wollten selbstbestimmtes Leben sowohl als theoretisches Konzept mit all seinen Aspekten als auch als gelebte Praxis vorstellen. Dazu gehörte ein weitgehend barrierefreies Umfeld, Bereitstellung von Assistenz, der Film „Aufstand der Betreuten“ und ein spannender Bericht zweier Mitglieder von der SLI-Selbstbestimmt Leben Initiative Innsbruck.

Die 8 TeilnehmerInnen kamen aus sehr unterschiedlichen Lebenssituationen und Umfeldern: Wohnheim, Trainingswohnung, ausschließlich familiäre Betreuung, WG mit selbstorganisierter Assistenz. Neben Informationsvermittlung und Erfahrungsaustausch gab es auch zwei Arbeitsgruppen mit praktischen Übungen in Form von Rollenspielen zu den Themenfeldern praktischer Umgang mit persönlicher Assistenz (z. B. Auswahl und Anleitung von AssistentInnen) und Umgang mit Konfliktsituationen.

Daneben waren alle TeilnehmerInnen für die Anleitung ihrer AssistentInnen selbst verantwortlich. So erfuhren diejenigen, die noch keine Erfahrungen damit hatten, daß ein selbstbestimmtes Leben sehr viel Planung und Organisation erfordert. Für manche war es ungewohnt, jedes ihrer Bedürfnisse selbst zu artikulieren, aber auch daß jedes Bedürfnis seine Berechtigung und Raum hat und man damit weder stört noch jemanden überbelastet. Es war neu, ein Assistenzprotokoll zu führen und konkret festzustellen, welche Hilfeleistung wieviel Zeit beansprucht.

Für mich als Comoderatorin war besonders wichtig zu erkennen, wieviel ich durch meine Vertrautheit mit dem Selbstbestimmt-Leben-Konzept oft voraussetze. Jemanden wirklich dort abholen, wo er/sie gerade steht bedeutet somit auch scheinbare Selbstverständlichkeiten zu thematisieren und zu akzeptieren, daß der Weg von einem fremdbestimmten zu einem selbstbestimmten Leben mit Behinderung eine große Umstellung und viel Unsicherheit bedeutet, und daß jeder das Recht auf sein eigenes Tempo hat.

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