Netzwerk People First Deutschland

Mutmacher statt Verhinderer

Menschen mit Lernschwierigkeiten brauchen nach Ansicht von Stefan Göthling von Mensch zuerst "Mutmacher statt Verhinderer", um die Selbstbestimmung wirklich voran treiben zu können.

Bei einer Tagung der Selbstvertretungsorganisation in Kassel wurde erneut deutlich, wie viele „Verhinderer“ es noch in Behinderteneinrichtungen gibt.

„Ob in Werkstätten für behinderte Menschen oder in sogenannten ‚Heimen‘, es gibt immer noch viel zu viele ‚Verhinderer‘ und noch viel zu wenige ‚Mutmacher‘. Viel zu oft wird uns von den sogenannten ‚Betreuern‘, Heimleitern und Politikern nicht nur gesagt, was angeblich alles nicht geht, oft werden wir Menschen mit Lernschwierigkeiten auch unter einen enormen Beweisdruck gestellt, wenn wir andere Wege als die ausgetretenen Pfade der Behinderteneinrichtungen gehen wollen“, so Stefan Göthling.

Diese Erfahrung wurde in den Diskussionen und Gesprächen während der Tagung von Mensch zuerst, dem Netzwerk People First Deutschland unter dem Motto „Lernen wie wir stärker werden“ immer wieder geschildert.

„ständig eingeredet wird, was nicht geht“

„Uns wurde von der Werkstattleitung und den Politikern erzählt, dass wir gar nicht auf dem normalen Arbeitsmarkt arbeiten können und froh sein könnten, wenn wir wieder in die Werkstatt zurück können“, so ein Teilnehmer, der anonym bleiben möchte. „Wie soll man da vorwärts kommen, wenn einem ständig eingeredet wird, was nicht geht und was wir nicht können“.

Diese Haltung ärgert Stefan Göthling, denn er selbst musste immer wieder erfahren, dass die „Betreuer“ nicht immer das beste für ihn im Sinn hatten, sondern oft ihre eigenen Interessen verfolgten. „Die Leute bekommen ihr Gehalt und haben eine Ausbildung gemacht, um uns Mut zu machen und uns zu unterstützen, möglichst selbstbestimmt zu leben und nicht, um uns zu entmutigen und Veränderung zu verhindern“, so Stefan Göthling.

Statt Starrheit, Unbeweglichkeit und die Aussonderung behinderter Menschen zu fördern, müssten die Kostenträger Erfolge für mehr Integration und Selbstbestimmung aus der Sicht behinderter Menschen fördern. „Diejenigen, die auf die Bremse treten müssen gestoppt und die Mutmacher, die aufs Gas für mehr Selbstbestimmung treten, gefördert werden“, bringt Göthling die Sache auf den Punkt.

Die TeilnehmerInnen der Tagung haben die drei Tage intensiv dazu genutzt, um sich auszutauschen und gegenseitig Mut zu machen. „Es ist gut zu sehen, was alles geht, denn bei uns im Heim wissen wir viel zu wenig darüber. Es war schon schwer genug, überhaupt auf die Tagung zu dürfen“, so eine andere Teilnehmerin.

Die Kraft des Austausches

Damit die Kraft des Austausches von Menschen mit Lernschwierigkeiten auch in Zukunft wirken kann, haben die TeilnehmerInnen der Tagung viele Pläne für die Zukunft geschmiedet. Die politische Interessenvertretung und die Unterstützung von Selbstvertretungsgruppen von Menschen mit Lernschwierigkeiten stand dabei oben an.

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