Neue Linienreisebusse ohne Rollstuhlplatz

  • SchlichtungswerberIn: Mag. Andreas Pöschek
  • Unterstützt von: Martin Ladstätter
  • Schlichtungspartner: WESTbus GmbH / Blaguss Reisen GmbH
  • Zeitraum: 27. März 2012 bis 3. Oktober 2012
  • Bundesland: Wien
  • Gesetzesgrundlage: BGStG
  • Einigung: Ja

Schlichtungsantrag

Ich war am 7. Februar 2012 beim Busbahnhof Erdberg, weil ich anlässlich einer geplanten Fahrt mit dem WESTbus vor hatte, mir nun Tickets zu kaufen.

Ich musste allerdings feststellen, dass die neuen Busse von WESTbus weder einen Rollstuhlplatz noch eine Einstiegshilfe haben.

Auf meine erstaunte Nachfrage zeigte mir ein netter Fahrer sogar die Zulassung des neuen Busses. Mir wurde diese Information bezüglich der Unzugänglichkeit bei einem Anruf bei WESTbus bestätigt.

Ich fühle mich als behinderter Kunde ausgeschlossen und diskriminiert.

WESTbus
WESTbus

Schlichtungsvereinbarung

Blaguss Reisen als Betreiber von Westbus verpflichtet sich bis 1.7.2014 die vier bestehenden auf nationalen eingesetzten Westbusse durch für Rollstuhlfahrer barriererfrei nutzbare Doppelstockbusse jeglicher Marke zu ersetzen, sofern die Mehrkosten gegenüber den Standardmodellen bis zu diesem Zeitpunkt nicht mehr als € 12.000,00 netto pro Fahrzeug betragen und SETRA die zugesagten Liefertermine einhalten kann.

Dieser Vereinbarung zu Grunde gelegt ist der Bauplan des Modells SETRA 431 DT, in den von beiden Parteien im Zuge des heutigen (3.10.2012, Anm. d. R.) Schlichtungsgespräches Einsicht genommen wurde.

Allfällige hinzukommmende Busse auf nationalen, von Westbus betriebenen Linien werden ab Verfügbarkeit der für Rollstuhlfahrer barrierefreien Doppelstockbusse nach derselben Maßgabe angeschafft werden.

Blaguss Doppelstockbus mit Rampe
BIZEPS

Anmerkungen/Bewertung

Diese Schlichtung hängt zusammen mit der Schlichtung Westbus: Neue Linienreisebusse ohne Rollstuhlplatz

Aufgrund von Lieferschwierigkeiten werden die neuen Modelle erst ab Jänner 2015 eingesetzt. Seit 8. Jänner 2015 sind die Busse im Einsatz auf den Linien Wien – Klagenfurt, Klagenfurt – Wien und ab 15. Jänner 2015 auch Graz – Linz sowie Linz – Graz.

Bewertung durch Mag. Andreas Pöschek

Die Erwartungen gegenüber des neu gegründeten Verkehrsunternehmens Westbahn und dessen Joint-Venture Westbus mit Blaguss war hoch.

Ihre Presseaussendungen und Werbung legte die Latte der neuen Innovationen hoch: Angefangen von der Preisgestaltung über das Raumangebot und der Möglichkeiten sich von den Mittbewerbern und der Konkurrenz – der ÖBB – abzuheben stachen ins Auge.

So auch die Barrierefreiheit: Kein Voranmelden mehr nötig, viel Platz für Rollstuhlfahrer, dank Niederflureinstieg niveaugleiches Einsteigen mit einem Rollstuhl ohne Hebelifte. Volle Flexibilität als Rollstuhlnutzer wie jeder andere Fahrgast auch.

Erste Bahnfahrversuche bestätigten die Erwartungshaltung positiv: Reisen rollend im Rollstuhl als wäre man ohne Rollstuhl zufuß unterwegs.

Ein herber Rückschlag und eine große Enttäuschung stellten sich beim ersten Versuch einer Busfahrt mit dem Westbus ein. Der Busbahnhof Erdberg war nicht nur Ausgangspunkt sondern auch Endstation einer geplanten Reise, da trotz neu angeschaffter hochmoderner Busflotte zeitgemäße Rollstuhlplätze und eine barrierefreie Umsetzung fehlten.

Dies war Ausgangspunkt einer Schlichtung mit dem Teilinhaber Blaguss Reisen der Westbus. Ausschlaggebendes Moment der Schlichtung war einerseits das neu gegründete Unternehmen Westbus und die damit verbundene Neuanschaffung eines Wagenparks, sodass hier nicht von einer Übergangszeit im Sinne des Bundesbehindertengleichstellungsgesetz gesprochen werden kann.

Nach zwei Treffen konnte gemeinsam mit dem Geschäftsführer, Mag (FH) Paul Blaguss eine Lösung ausgearbeitet werden, die als positives Ergebnis der Schlichtung angesehen werden kann.

So sollen künftig angeschaffte Busse im nationalen Busverkehr der Westbus ab Liefermöglichkeit des Herstellers bis Sommer 2014 für Rollstuhlfahrer barrierefrei mit Rollstuhlplätzen und Klapprampen ausgestattet werden.

Herr Paul Blaguss zeigte während den Gesprächen sein Interesse das Unternehmen Blaguss auf barrierefreien Verkehr zu sensibilisieren und Marktführer im Bereich der Mobilität für Menschen mit Behinderungen zu werden.

In den Gesprächen stellte sich heraus, dass immer mehr Rollstuhlfahrer und insbesondere ältere Menschen mobiler werden und den öffentlichen Verkehr aktiv nutzen, sobald Angebote verfügbar sind – für jene Personengruppe ist die Umsetzung und Motivation Rollstuhlplätze zu schaffen ein wichtiges Signal aus der privaten Buswirtschaft.

Nach einer erfolgreichen Schlichtung mit der staatlich subventionierten ÖBB Postbus ist dies der erste Meilenstein in Sachen Barrierefreiheit rein privater Busunternehmungen die mithilfe Blaguss als Pionier getroffen werden konnte.

Hier beginnt der Werbebereich Hier endet der Werbebereich
Hier beginnt der Werbebereich Hier endet der Werbebereich