Unterrichtsministerin Claudia Schmied (SPÖ) zieht die Konsequenzen aus einer unwürdigen Situation. Seit Herbst 2008 ist die Österreichische Gebärdensprache erstmals in den Lehrplänen für gehörlose Schüler verankert - aber noch ohne Konsequenzen.

Im Ö1-Morgenjournal äußert sich Unterrichtsministerin Claudia Schmied (SPÖ) sehr positiv zur Forcierung im Einsatz der Österreichischen Gebärdensprache im Bildungswesen.
Die Studie „Sprache Macht Wissen“ brachte im Vorjahr ans Tageslicht, dass die Österreichische Gebärdensprache selbst an Gehörlosenschulen kaum verwendet wird. Damals hatten Wissenschaftler und Gehörlosenorganisationen in Artikeln und Demonstrationen zur Beendigung der skandalösen Zustände aufgerufen.
„Gebärdensprache soll Unterrichtssprache werden“
„Seit Herbst 2008 ist die österreichische Gebärdensprache erstmals in den Lehrplänen für gehörlose Schüler verankert – aber noch ohne Konsequenzen“, hält der ORF im Beitrag fest und ergänzt: „Die Gebärdensprache soll Unterrichtssprache werden.“
Die Ministerin hat das Problem erkannt und meint: „Wir haben in dem Bereich einen enormen Nachholbedarf, das ist ganz klar. Wir haben jetzt an vier Standorten in Wien, Linz, Salzburg und Graz bilinguale Klassen eingerichtet, wo parallel immer auch in der Gebärdensprache unterrichtet wird.“
Aber es bedarf auch in der Ausbildung der Lehrerinnen und Lehr1er massiver Anstrengungen. Es ist kaum bekannt: „Bisher müssen Lehrer an Gehörlosen-Schulen nicht gebärden können.“
Der ORF berichtet abschließend: „Ministerin Schmied will auch das Gespräch mit den Leitern der Gehörlosen-Schulen suchen, die der Gebärdensprache oft reserviert gegenüber stehen. Gibt es einen Zeitplan für weitere Schritte? ‚Ich möchte mir jetzt einmal im Jahr 2009 und vielleicht auch noch im Schuljahr 2009/2010 die Entwicklung in den bilingualen Klassen anschauen, aber auch wie jetzt die Fortbildungsangebote an den Pädagogischen Hochschulen wahrgenommen werden und danach die nächsten Schritte planen‘, sagt Schmied.“
Studie „Sprache Macht Wissen“
Wie groß der Nachholbedarf ist, zeigt die Studie „Sprache Macht Wissen“, die am 4. Februar 2008 präsentiert wurde.
An Gehörlosenschulen wird ÖGS noch immer nicht systematisch als Unterrichtssprache verwendet, adäquater Unterricht von hörbehinderten Kindern ist mangels Ressourcen (LehrerInnen-Ausbildung, Sprachkompetenz und Material) nur erschwert möglich.
Weiters konnten gesellschaftlicher Normierungsdruck und stark defizitäre Bilder von Gehörlosigkeit als einflussreiche Faktoren erkannt werden, die von vielen Akteurinnen und Akteuren im Bildungswesen, und auch von Eltern gehörloser Kinder unhinterfragt übernommen werden.
Moarli,
23.02.2009, 07:39
endlich,soweit und sehr notwendig, vor 20 Jahren haben wir gekämpft für Gebärden-unterichten in Volksschule sollen. danke an Unterichtsministerin Schied.
Gertrude Sladek,
18.02.2009, 10:27
Gratulation an Frau Claudia Schmied zum beherzten Einschreiten und somit zu einem positiven Beitrag zu diesem beschämenden Ist-Zustand! Als besonders skurril erachte ich die Tatsache, als eine an sich mit der Materie nicht vertraute Ministerin sogar diesbezügliche Überzeugungsarbeit für „die Experten“ pädagogischer Natur leisten muss.
Daher: Alles Gute, Frau Claudia Schmied! Vielleicht schaffen Sie es auch gleich in einem sprichwörtlichen Aufwaschen, auch den ORF über die Notwendigkeit seines Beitrages in Sachen Untertitelung überzeugen zu können! :-)
Anonymous,
17.02.2009, 15:34
sie dürfen nicht vergessen, nicht jede eltern können gebärdensprache. aber sonst stimme sie zu.
brigitte bittricher,
17.02.2009, 07:37
Gehörlose Kinder sowie Kinder mit Implantaten sollen in ihrer Muttersprache, das ist Gebärdensprache kommunizieren und unterrichtet werden. Über ihre Muttersprache erlernen sie auch besser und leichter die Lautsprache, weil das Verstehen von dem Gesprochenen vorhanden ist. Es wurde vor über 100 Jahren in Gebärdensprache unterrichtet, es zeigte, ein sehr hohes Bildungsniveau. Da gab es noch mehr gebildete. Ich fordere dadurch einen billingualen Unterricht.