Heinrich Gross

Unter Mördern: „Mein Gehilfe Dr. Gross“

In den Medien waren in letzter Zeit ausführliche Berichte über in russischen Archiven aufgetauchte Dokumente zur Täterschaft von Dr. Heinrich Gross zu lesen.

Zwei deutsche Journalisten sind bei Recherchen auf ein Verhörprotokoll mit dem Arzt Erwin Jekelius, einem der Hauptverantwortlichen für das NS-Euthanasieprogramm in Österreich, gestoßen. Jekelius belastet darin der NS-Arzt und vielfachen Mörder Dr. Heinrich Gross.

Jekelius hat tausende behinderte Menschen in die Gaskammer von Hartheim geschickt. Er hat auch die Ermordung von behinderten Kindern in der Wiener Fachabteilung „Am Spiegelgrund“ angeordnet, die von Gross ausgeführt wurde.

„Druck durch die Moskauer Verhörbeamten ist aus Jekelius Protokoll nicht ablesbar. Immer wieder lässt Jekelius Passagen streichen, auf jeder Seite bestätigt er die korrekte Wiedergabe seiner Aussagen“, berichtet Profil in der Ausgabe 33/2005.

Das gegen Gross laufende Verfahren wurde im Jahr 2000 vertragt, weil Gross nicht verhandlungsfähig sei. Ein Umstand, der aber mehrfach angezweifelt wurde.

Die nun aufgetauchten Aussagen wurden vom Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes als glaubhaft eingestuft, da sie mit den bisherigen Forschungsergebnissen übereinstimmen.

Die Aussagen zeigen, dass Gross nach einem „Lehrgang zur Tötung“ nach Wien geschickt wurde, wo dann mit der systematischen Vernichtung an der Anstalt „Am Spiegelgrund“ begonnen wurde. Dort seien 6 bis 10 Kinder pro Monat getötet worden. Diese Zahlen würden bedeuten, dass die Zahl der von Gross getöteten Kinder weit höher ist als bisher angenommen. Im Prozess wurde er nur wegen der Tötung von neun Kindern angeklagt.

Die Staatsanwaltschaft will auf Grund der neuen Faktenlage den Fall nochmals prüfen. Eine Fortsetzung des Gerichtsverfahrens sei aber wegen des Gesundheitszustandes von Gross eher unwahrscheinlich, teilt die Staatsanwaltschaft mit.

Widerstand geplant

Ein interessantes Detail erzählt Profil. Bald nach Beginn des Massenmords habe es den Versuch von Widerspruch gegeben: „Im Oktober oder November 1940 versammelten sich etwa 200 Angehörige von getöteten Patienten in einem Hotel, veranstalteten dort ein Protesttreffen und beschlossen, Hitler über die barbarische Vernichtung dieser unglücklichen Menschen zu schreiben. Das ist ihnen jedoch nicht gelungen, da die Demonstration von der Polizei aufgelöst wurde“, gab Jekelius zu Protokoll.

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