Mehr Zwangseingriffe nach dem Erbgesundheitsgesetz als befürchtet - Operationen bis 1963
US-Ärzte haben einer Studie zufolge im 20. Jahrhundert länger und in größerem Ausmaß als bisher vermutet behinderte Menschen zwangssterilisiert, berichten die Salzburger Nachrichten.
In der Untersuchung der Yale Universität hieß es, die Genetiker-Bewegung habe ebenso wie die Nazis in Deutschland geglaubt, die Gesellschaft durch gezielte Menschenzucht und das Aussortieren Behinderter und Krimineller verbessern zu können. In USA sei Sterilisieren in vielen Staaten legal gewesen.
Bisher hatten Wissenschafter angenommen, das Interesse der amerikanischen Ärzte an der Erbgesundheitslehre (Eugenik) sei in den zwanziger Jahren erloschen. Aber die vom US-Holocaust-Erinnerungsmuseum und der Merck Stiftung finanzierte Studie zeigte, dass bis 1944 in 30 Staaten der USA mehr als 40.000 als „irre“ eingestufte Menschen legal sterilisiert worden seien.
Die Eingriffe begannen mit dem Erbgesundheitsgesetz 1907 in Indiana. Von Mitte der vierziger Jahre bis 1963 wurden gemäß der Studie nochmals 22.000 Menschen sterilisiert. Dieses Vorgehen war in 18 Bundesstaaten legal. Erst in den sechziger Jahren hätten Rechtsklagen und Menschenrechtsgruppen diese Praxis in den USA beendet. Das Bekanntwerden der Grausamkeiten der Nationalsozialisten habe ein Übriges getan.
Der Chef des Zentrums für Bioethik an der Universität Pennsylvania, Art Caplan, sagte, die Eugenikgesetze seien in den USA ebenso scharf gewesen wie in Schweden, Frankreich und Australien.