Verein „Licht ins Dunkel“ nimmt Stellung

Die öffentliche Diskussion um die Spendensammelaktion "Licht ins Dunkel" geht unvermindert weiter. Nun sah sich der Geschäftsführerin Christine Tschürtz-Kny veranlasst, mit einer Presseaussendung Stellung zu nehmen.

Nicht ins Dunkel
Huainigg, Dr. Franz-Joseph

„Der Nationalratsabgeordnete Dr. Franz-Joseph Huainigg startete eine besonders destruktive Aktion, die an Unverständnis nichts zu wünschen übrig lässt“, ist der Presseaussendung des Vereins „Licht ins Dunkel“ zu entnehmen. („Licht ins Dunkel“ ist ein Verein; auch wenn manches Mal der Eindruck entsteht, dass der ORF die Aktion „Licht ins Dunkel“ sei.)

Mit Mitleid Spenden sammeln

„Selbst behindert, gefährdet Dr. Huainigg mit seiner Aussage den alljährlichen Erfolg der, in dankenswerter und international anerkannten Weise vom ORF hervorragend unterstützten Kampagne von ‚Licht ins Dunkel'“, ist in der Aussendung weiters zu lesen. Was daran verwerflich sei, wenn jemand der angeblichen Zielgruppe – nämlich der behinderten Menschen – sich dagegen ausspricht, wird nicht erläutert.

„Eine Erfolgsgeschichte“

„Die Argumente, dass diese Aktion über die Erregung von Mitleid Spenden sammle und dass diese Aktion ‚wegzubringen‘ wäre, können von den mit Licht ins Dunkel erfolgreich zusammen arbeitenden Behindertenorganisationen nicht nachvollzogen werden“, wird behauptet.

Laut Aussendung gehören dem Verein Licht ins Dunkel an: „Caritas Österreich, Diakonie Österreich, Lebenshilfe Österreich, Gesellschaft Österreichische Kinderdörfer, „Rettet das Kind“ Österreich, Österreichische Kinderfreunde und Österreichisches Komitee für UNICEF“. Niemand von denen hat bemerkt, dass hier mit Mitleid seit 35 Jahren Geld gesammelt wird? Dies ist wirklich schwer vorstellbar.

Zur Einstellung beigetragen

„Die Aktion Licht ins Dunkel hat in entscheidender Weise in den Jahren ihres Wirkens die Einstellung der Gesellschaft zur Integration und zur Bewältigung der vielfältigen Probleme behinderter Menschen beigetragen“, erklärt der Präsident des Vereines KommR Erik Hanke.

Das stimmt sicherlich und genau DAS ist das Problem.

Weihnachten = Mitleid mit behinderten Menschen = Spenden

So einfach ist das in der „Licht ins Dunkel“-Welt.

Aktion „Nicht ins Dunkel“

Auf der Homepage (www.franzhuainigg.at) können Unterstützer der Idee eine „Gleichstellungskerze“ entzünden. Mit der Kritik richtet sich Huainigg gegen die „behindertenfreie Organisationsstruktur“, die Grundausrichtung der Kampagne und die Art der medialen Darstellung behinderter Menschen.

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0 Kommentare

  • Ich finde diese Aktion Licht ins Dunkel seit Jahren nicht in Ordnung, es muß viel mehr Druck dahinter kommen, daß jeder Mensch in Österreich halbwegs leben kann. Ob behindert oder arm. Nicht, daß ein Unternehmer Überschuß von € 135.000,- in den Weltraum fliegt. Sind Steuern auch bezahlt und die Bediensteten ordentlich entlohnt worden. Keine Leistung eines einzigen Menschen ist so viel wert.

  • ich kann zu der aktion „nicht ins dunkel“ nur gratulieren und hoffen, dass noch viele weitere kerzen brennen und angezündet werden.

    wir brauchen keine almosen! WIR BRAUCHEN RECHTE UND DIE MÖGLICHKEIT EIN SELBSTBESTIMMTES LEBEN MIT AUSREICHENDER ASSISTENZ FÜHREN ZU KÖNNEN!

    die aktion licht ins dunkel ist ein reines brechmittel für betroffene und eine verzerrung jeglicher lebensrealitäten.

  • Die Symbolik von „Licht ins Dunkel“ wurde schon bei der Diskussion im ORF-Theater auf dem Küniglberg im Rahmen des EU-Jahres 2003 kritisiert. Damals wurde neben Kritik auch ein konstruktiver Vorschlag eingebracht. Nämlich Licht in den Schatten zu bringen, die Lebenssituation behinderter Menschen zeitgemäss und angemessen positiv ins richtige Licht zu rücken. Der Vorteil wäre, dass man die Marke „Licht ins Dunkel“ nicht ändern muß.
    Was auch einige Profis vom ORF im Rahmen dieser Diskussion bestätigt haben.

    Warum dennoch an der unzeitgemässen Symbolik festgehalten wird, bleibt aufgrund des konstruktiven Vorschlags unverständlich. Es genügt nicht, nur den Mitleidseffekt abzuschwächen. Wieviele Menschen haben haben überhaupt die Möglichkeit, Menschen mit Behinderung und ihre Lebenswelten zu erfahren? Nur vergleichsweise wenig Menschen. Weil dieses Bild in der Öffentlichkeit verzerrt bleibt, wird es dramatischer empfunden als es der Wahrheit entspricht. Diese Bilder in den Köpfen bestimmen das Handeln und Denken der Menschen in diesem Land.

    Wenn „Licht ins Dunkel“ sich als soziale Institution betrachtet, dann wäre sie auch gut beraten, wenn sie sich auch ihrer nachhaltigen sozialen Verantwortung bewusst wird. Und diese umfasst auch die Ausrichtung ihrer Aktionen. Wir leben in einer Mediengesellschaft, die von dargestellten Bildern geprägt wird.

    In diesem Zusammenhang sei auch zu hinterfragen, wie diese „soziale Verantwortung“ von „Licht ins Dunkel“ sich mit dem öffentlich-rechtlichen Auftrag des ORF vereinbaren lässt. Nachhaltigkeit wird auf diese Weise nicht betrieben, vielmehr wird einem bleibenden Zustand Vorschub geleistet mit der irrationalen Angst, dass dann die Spenden ausbleiben würden.

    Ich glaube, es bringt auch für den Spender mehr, wenn er auch nachvollziehen kann, welchen Beitrag zu einer nachhaltigen Entwicklung eine Spende beiträgt. Die Sinnhaftigkeit bekommt damit eine Bestätigung.

  • Die Zahlen der Direkthilfe: Aus den jährlichen Rechenschaftsberichten (RB) ist ersichtlich, welcher Anteil des Spendenaufkommens für die Direkthilfe verwendet wird. So wurden laut RB 2003/2004 durchschnittlich 167 Euro je in Not geratener Familie gegeben. Die Nöte dürften etwas größer und vor allem permanenter Natur sein! (Für den Soforthilfefonds standen 1,440.074 Euro zur Verfügung. Damit konnte 8.605 Familien mit behinderten Kindern in sozialer Not geholfen werden.) RB 2005/2006: 3.607 Soforthilfen für Familien mit 9.692 Kindern (1,78 Mill. Euro, 17,5 % der Gesamteinnahmen), ergibt durchschnittlich 493 Euro je Familie. RB 2006/2007: 4419 Soforthilfen für Familien mit 11.262 Kindern (1,395 Mill. Euro, 15 % der Gesamteinnahmen), ergibt durchschnittlich 316 Euro je Familie. Die einmaligen Zuwendungen aus der Direkthilfe sind nur ein Tropfen auf den heißen Stein und können in den meisten Fällen keine wirkliche Verbesserung der Notsituation bewirken. Denn es handelt sich fast immer um permanente Bedürfnisse.

  • Ich sehe die von Franz Josef Huainigg initiierte Kerzenkette für Gleichstellung als die gelungenste Medienaktion zu Menschenrechten seit Jahren. Ich fühle mich als nichtbehinderter Angehöriger durch die vermittelten Bilder behinderter Menschen, der aktuell laufenden Spendenspots diskriminiert. Nicht ins Dunkel ist nun erstmals die Möglichkeit die Vielfalt und die Verantwortung des Journalismus und der Medienarbeit, vor allem die Aspekte der Menschenwürde der Wirkung in den Köpfen von Betrachtern oder HöererInnen und die Rolle der Menschenrechte zu Diskutieren. Viel Erfolg allen Mitwirkenden beim Lichtermeer „Nicht ins Dunkel“.

  • Es ist immer wieder traurig aber auch symptomatisch für allseits „anerkannte Institutionen“, wenn sachliche und konstruktive Kritik nicht nur zurückgewiesen, sondern sogar mit dem Griff in die Verleumdungskiste bekämpft wird (die Kampagne „Nicht ins Dunkel“ wolle die Aktion „Licht ins Dunkel“ wegbringen). Ebenfalls beliebte Verteidigungsstrategie zur Rückendeckung ist aufzuzählen, welche Organisationen hinter der angegriffenen Institution stehen würden. Dabei wurde die Ehrenhaftigkeit gar nicht in Zweifel gezogen. Das war m. E. ein großer strategischer Fehler. Wird das Angebot zum sachlichen Dialog nicht ernsthaft angenommen, muss die Sache wohl weiter eskalieren, mit Sicherheit zum Schaden der an sich guten Sache. Für Einsicht – wenn es zuerst auch nur diplomatischer Natur wäre – ist es noch nicht zu spät. Eine fortgesetzte Reformverweigerung wäre ein weiteres Indiz dafür, dass die vorgeschlagenen Veränderungen zu sehr schmerzen würden. Was befürchtet man zu verlieren außer mündige Spender, die sich in Zukunft die Projekte vielleicht wieder selber aussuchen wollen?

  • Hab was aus dem Presseartikel gefunden …

    „Im letzten Aktionsjahr 2006/2007 konnten 434 Projekte von 280 Behinderten- und Sozialvereinen, sowie 11.262 Kinder aus 4.419 Familien unterstützt werden.“

    Ahja, und wie vielen Einzepersonen hat man unterstützt? Wie vielen Betroffenen (Erwachsene) hat man so unterstützt, damit sie zB Persönliche Assistenz haben können oder Unterstützung bei Jobsuche, Weiterbildung oder Umschulung? Oder mit Hilfsmittel oder bei Adaption von Einrichtung? Wo sind da die Spenden, wo ist da die Unterstützung, wo ist da die Hilfe? Wohl nicht repräsentativ genug und doch nicht so mitleidserweckend. Eigenständige und selbstbewußte Behinderte sind halt schlechte Werbeträger.

  • @Shadi Abou-Zahra … Ja, es geht auch anders. Eine wirklich geniale Idee. Und ich denke, es hat eine weitaus positivere Wirkung, als diese Licht-ins-Dunkel-Heuchelei. Man kann mit viel Humor sicherlich mehr Leid lindern, als Mitleid. Danke für diese Webseite – die Videos sind der Hammer!!

  • Diese Gleichung ist so simpel und sie funktioniert jedes Jahr aufs Neue und sie wird auch in zukünftigen Jahren funktionieren. Zu Weihnachten Mitleid schüren …

  • Danke Shadi für den Tipp, der ist super. Animierte Videofilme von Kreaturen mit englischen Untertiteln und Britischer Gebärdensprache!

  • Hier eine andere Art von Spendensammelaktionen aus Großbritannien – http://www.creaturediscomforts.org/ – Unter dem Motto „Change the way you see disability“ werden, ganz ohne Mitleid, die Probleme aufgezeigt und Spenden eingesammelt. Es geht also auch anders …