Lange und sehnsüchtig haben weltweit viele behinderte Menschen auf die neue Richtlinie für barrierefreie Internetseiten gewartet. Die bestehenden Richtlinien WCAG 1.0 stammen nämlich aus dem Jahr 1999.
In einer Presseaussendung vom 11. Dezember 2008 gab das W3C – nicht ohne berechtigten Stolz – bekannt, dass soeben die neuen Richtlinien für barrierefreie Web-Angebote veröffentlicht wurden. (Siehe auch Artikel in „einfach für alle„)
„Ein Meilenstein“
„Nun ist es passiert“, zeigt sich Shadi Abou-Zahra von der W3C Web Accessibility Initiative (WAI) in einer ersten Reaktion gegenüber BIZEPS-INFO hoch erfreut. Der Experte für Barrierefreiheit im Internet war in den letzten Jahren maßgeblich an der Schaffung dieser fortschrittlichen Richtlinien beteiligt.
Die WCAG 2.0 sind eine „gute Arbeit geworden, die sich sehen lassen kann“, ist er sich mit jenen einig, die barrierefreies Internet vorantreiben und ergänzt: „Wir denken, dass die WCAG 2.0 ein neuer Meilenstein sind.“
„Wir sind sehr froh“ über das Erreichte, so Abou-Zahra, der darauf hinweist, dass die nächsten Schritte schon klar sind. Nun liegt es am W3C, beispielsweise die Inhalte der Richtlinien verständlich zu erklären und umfangreiche Informationsmaterialien zu erstellen.
Wichtige Verbesserung
W3C’s Web Accessibility Initiative arbeitete jahrelang mit einer Vielzahl von Organisationen an der Verbesserung der bestehenden Richtlinien WCAG 1.0. Gesetzgeber haben in zahlreichen Staaten diese Standards als Grundlage ihrer nationalen Gesetzgebung herangezogen.
In Österreich verweisen beispielsweise explizit das Bundes-Behindertengleichstellungsgesetz sowie das E-Government-Gesetz auf diese Richtlinien – in der jeweils geltenden Fassung – zur Erreichung von barrierefreien Web-Angeboten.
„Ein wichtiger Aspekt der neuen Richtlinien ist, dass besonders auf Testbarkeit Wert gelegt wurde“, verweist Eva Papst vom Verein accessible media auf einen der verbesserten Punkte der neuen Richtlinien.
„Mit der WCAG 2.0 werden vor allem auch die Techniker sehr zufrieden sein, die Barrierefreiheit umsetzen müssen. Das Argument jedenfalls, man müsse wegen der Barrierefreiheit auf moderne Techniken verzichten, wird durch die detaillierten technischen Anleitungen entkräftet“, ergänzt sie und hält fest: „Immerhin sind es ja meist nicht die Techniken selbst, welche die Barrieren verursachen, sondern bloß die Unkenntnis, diese möglichst barrierearm einzusetzen.“