Japan: Amoklauf in einem Behindertenheim

In Japan kam es in der Nacht vom 25. auf den 26. Juli 2016 in der Stadt Sagamihara (in der Provinz Kanagawa) zu einem Amoklauf in einem Behindertenheim.

Flagge Japan
Doug/Flickr

Ein ehemaliger Mitarbeiter des Heimes tötete mindestens 19 Menschen, an die 25 wurden zum Teil schwer verletzt. Es war – nicht nur – ein Amoklauf eines irren Einzeltäters.

Den Themen Gewalt, Amok und Terror werden aufgrund der aktuellen Ereignisse in Bayern (Deutschland) derzeit besonders viel Aufmerksamkeit geschenkt. Der Amoklauf in Japan kam nun hinzu. Sehr viele Menschen reagieren mit Angst und Verunsicherung.

Der Täter

Der mutmaßliche Amokläufer, Satoshi Uematsu (26 Jahre alt), war schon während seiner beruflichen Tätigkeit in dem Behindertenheim aufgefallen.  

Die NZZ berichtet, dass Satoshi Uematsu die Einführung von Euthanasie von behinderten Menschen gefordert hatte. Und „der 26-Jährige hatte im Februar bei der Residenz des Parlamentspräsidenten einen Brief übergeben, in dem er drohte, für Japan 470 Behinderte zu töten“. Daraufhin wurde er zwar entlassen und in einer Klinik kurzfristig behandelt. Das hielt ihn leider von seinem Amoklauf nicht ab.

In der „Japan Times“ werden Zitate von Satoshi Uematsu wieder gegeben: “I dream of a world where the disabled could die in peace, Uematsu wrote in the letter. I will carry out the plan without hurting the staffers, and I will turn myself in after I kill the disabled.” In the letter, he said he felt sorry for people with disabilities, many of whom were bound to wheelchairs for life. He further wrote that many of them had no contact with their family members.“

Behinderte Menschen in Japan

„Die Süddeutsche“ bringt unter dem Titel „Messerattacke bei Tokio – der böse Gedanke vom ‚unwerten Leben“ weitere wichtige Aspekte zum Vorschein. „Japans Alten- und Behindertenpflege steckt in einer tiefen Krise, es fehlt an Personal, und die Löhne sind schlecht. Viele Pfleger sind gestresst. Das Gesundheitsministerium registriert regelmäßig Gewalt von Pflegern gegen greise Patienten, 2014 waren es mehr als 300 schwere Fälle.“

Behinderte Menschen wurden in Japan lange Zeit von ihren Familien aus Scham versteckt. Man sah sie kaum in der Öffentlichkeit. Erst in den vergangenen Jahren hat sich das etwas geändert.

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Ein Kommentar

  • Vor zwei Tagen habe ich mich mit einer Freundin über das „Superhumans“-Werbevideo für die Paralympics unterhalten. Ich komme mit dem Video nicht ganz zurecht. Ist schon toll, was Menschen mit einer körperlichen Beeinträchtigung vollbringen. Die Akzeptanz läuft mir zu sehr über das „Leisten“. Ich hab dann diese Freundin gefragt, ob es so ein Video auch über Menschen mit einer Lernbeeinträchtigung geben könnte? Wie könne ein Werbevideo für die „Special Olympics“ aussehen? Ihre Antwort: „Eine sehr schwierige Frage … vielleicht durch das Sichtbarmachen der Stärken, die man normalerweise nicht erwartet …“
    Meine Antwort darauf: ja, es ginge um das Sichtbarmachen. Inklusion funktioniert deswegen so schlecht, weil das Unsichtbarmachen so gut funktioniert. Ich glaube nicht, dass es die „Stärken“ sein müssen, die „Schwächen“ sollten uns zum Nachdenken anregen. Der Umgang mit dem Schwach-Sein ein wesentliches Unterscheidungsmerkmal von uns Nacktaffen zu den anderen Verwandten aus dem Tierreich.“