Kommentar zu: Neue Studios für die Freie Tanz Szene in Wien

Das ImPulsTanz - Vienna International Dance Festival schickt derzeit an alle Tanzschaffenden der Freien Szene Wiens Informationen aus, dass es dank einer Förderung der Stadt Wien neue Tanzstudios vermieten wird. Ein Kommentar.

Cornelia Scheuer
Cornelia Scheuer

In der Presseaussendung vom 13. Februar 2023 wird mit Anerkennung erwähnt, dass die Kunst- und Kulturabteilung der Stadt Wien damit auf den großen Mangel an Studios und Proberäumen in der Freien Szene reagiert.

Auf den Pressefotos posiert unter anderem auch die Stadträtin für Kunst und Kultur für Wien Veronica Kaup-Hasler.

Die Freie Szene

„Die Freie Szene“ nennt man all jene Künstlerinnen und Künstler, die kein fixes Engagement an einem Theater oder Tanzhaus haben, alle Kunstschaffenden, die eigene Stücke und Forschungsprojekte in Bereich Tanz und Theater machen.

Diese Freie Szene in Wien ist groß im Vergleich zu anderen Städten im europäischen Sprachraum. Es sind also viele Künstlerinnen und Künstler, die Theater brauchen, um ihre Stücke zu zeigen und Proberäume, um ihre Stücke zu erarbeiten. Ich bin eine davon.

Neue Studios subventioniert von der Stadt Wien

Das ImPulsTanz – Vienna International Dance Festival hat nun eine Förderung der Stadt Wien bekommen, um solche Studios zu erhalten, zu verwalten und in Stand zu halten.

Als ich diese Presseaussendung erhielt, machte ich schon Luftsprünge, notierte mir sofort die Tage der „Offenen Tür“, damit ich diese Studios besichtigen kann. Die Preise sind moderat, weil durch Subventionen gestützt, und damit für das geplante neue Stück von LizArt Productions interessant.

Die Studios

Auf der Homepage sind die Studios ausführlich beschrieben, Adresse, Größe, Infrastruktur und Preis. Eines im 3. Bezirk, eines in der Seestadt.

Dort steht auch etwas zum Thema Barrierefreiheit! Nämlich, dass nur das Studio in der Seestadt barrierefrei ist. Das im 3. Bezirk hat nicht mal einen Aufzug und liegt im ersten Stock!

Wut und Ohnmacht

Nein! Es ist nicht ausreichend, dass eine Örtlichkeit von zweien barrierefrei ist.

Natürlich ist es die, die mit Öffis viel schwerer zu erreichen ist und einen viel längeren Anfahrtsweg hat.

So ist das Bundes-Behindertengleichstellungsgesetz nicht zu verstehen!

Es dürfte nicht mal ein privat finanziertes Studio nicht barrierefrei sein, schon gar nicht ein von der Stadt mitfinanziertes!

Ich schnaube vor Wut, fühle mich verarscht, als Künstlerin mit Behinderung nicht wahrgenommen und auch das Gesetz wird nicht wahrgenommen!

Ich weiß nicht mehr, was ich tun soll, um Verständnis zu erlangen, wo es kein Verständnis für die Vorgaben eines Gesetzes gibt!

Amok laufen? Drohanrufe machen? Schlichtungen einreichen? Schlichtung mit wem? ImPulsTanz oder die Stadt Wien? Oder gegen beide?

Am Abend sitze ich da, wütend, allein und frustriert.

Wie soll sich denn bei fehlender Wahrnehmung von Diskriminierung und einer solchen Einstellung zu einem Gesetz jemals etwas ändern?

ImPulsTanz – Vienna International Dance Festival

Es wundert mich nicht, dass ausgerechnet ImPulsTanz so etwas macht. Ist das Tanz-Festival, das jedes Jahr in Wien stattfindet, vordergründig barrierefrei, hält es dieses Versprechen jedoch nicht, wenn man genauer hinsieht.

Es fehlt noch immer eine barrierefreie Dusche bei den Workshop-Räumen im Arsenal. Die Homepage, die in Pandemie-Zeiten neu erstellt wurde, ist für Menschen mit Seh-Behinderungen nicht barrierefrei.

Tanzkurse, die inklusiv geleitet werden, werden in die „All Abilities“-Kategorie geschoben, egal, welchen Tanzstil sie anbieten und mit dem „Licht ins Dunkel“- Logo versehen. Denn das Geld für die Workshops von „Licht ins Dunkel“ wird gerne genommen und die Kritik der Selbstbestimmt- Leben-Bewegung daran ist nicht relevant.

Alle Gespräche mit der Workshop-Leitung diesbezüglich stießen auf Unverständnis …

Fazit

Ich wünschte, der Schadensersatz bei einer vermutlich zu gewinnenden Klage wäre so hoch, dass ich mir mein eigenes Studio leisten könnte …

Denn jeden geringeren Schadenersatz würde ich inzwischen als zusätzliche Beleidigung sehen.

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3 Kommentare

  • Ich schlage zumindest eine Schlichtung mit ImPuls Tanz vor! Es wäre dann auch die zweite für das Festival.
    Und: bei einem internationalen Tanzfestival duschen zu können, – das fände ich auch angebracht. Vielen Danke für den Artikel!

  • Ich (und mit Sicherheit einige mehr) fühle mich schon längst verarscht!
    Und zwar von BIZEPS.
    Habt Ihr denn völlig den Bezug zur Realität verloren?!
    Vertritt BIZEPS eigentlich nur noch Eure Privilegierten Einzel-Interessen, oder endlich auch mal auch die zig Tausende
    Menschen mit Behinderungen, die wirklich Probleme haben?!
    Und warum sind für Euch Transparenz, Debattierkultur, Offenheit, Zusammenarbeit und Solidarität Fremdworte geworden? Besinnt Euch doch endlich!

    • Hallo Tobias!

      Genauso wie du vermutlich auch, sind wir Menschen mit mehreren Interessen. Das heißt, nur weil uns zum Beispiel dieses Thema ein Anliegen ist, heißt das nicht, dass wir uns nicht auch für andere Themen einsetzen.

      Wobei dieser Artikel sogar als Kommentar, das heißt als persönliche Meinung der Autorin, gekennzeichnet ist.