Nicht mehr zeitgemäß – Taubstummengasse mit neuem Zusatz beim Straßenschild

Auf Initiative der NEOS Wieden bekam die Taubstummengasse im Mai 2022 ein Zusatzschild, das auf die nicht mehr zeitgemäße Verwendung des Begriffes "taubstumm" hinweist

Straßenschild 4. Taubstummengasse. Darunter eine weitere Tafel mit Text: Benannt nach dem 1779 auf Veranlassung von Josef II. gegründeten und 1808 auf der Wieden angesiedelten Taubstummeninstitut,
BIZEPS

Der Begriff „taubstumm“ wurde früher für gehörlose Personen verwendet. Heute ist er schon lange nicht mehr zeitgemäß, denn mit den Gebärdensprachen hat die Gehörlosencommunity offiziell anerkannte Sprachen mit länderspezifischen Dialekten und gilt schon lange nicht mehr als „stumm“.

Präsentation Zusatztafel Taubstummengasse
NEOS Wien

Schon in der Sitzung der Bezirksvertretung Wieden vom 18. Juni 2020 forderten die NEOS Wieden einen Zusatz für das Straßenschild bei der Taubstummengasse, der darauf hinweist, dass die Bezeichnung „taubstumm“ nicht mehr zeitgemäß ist. Der Antrag wurde laut Protokoll mehrstimmig, gegen die Stimmen der FPÖ angenommen.

Seit Mai 2022 gibt es nun einen Zusatz bei der Straßenbezeichnung Taubstummengasse. Ana Badhofer, Klubobfrau NEOS Wieden und Philipp Wörndle, stellvertretender Bezirkskoordinator NEOS Wieden präsentieren die neue Zusatztafel mit dem Text:

„Benannt nach dem 1779 auf Veranlassung von Josef II. gegründeten und 1808 auf der Wieden angesiedelten Taubstummeninstitut. ‚Taubstumm‘ ist eine veraltete Bezeichnung für gehörlos bzw. taub. Die Österreichische Gebärdensprache (ÖGS) ist seit 2005 im Bundesverfassungsgesetz als eigenständige Sprache anerkannt.“

Ana Badhofer sieht in der Erklärungstafel eine sinnvolle Maßnahme. Sie sagt gegenüber BIZEPS:

Ursprünglich war das 1808 auf Wieden angesiedelte Taubstummeninstitut natürlich eine gute Initiative, allerdings braucht der Begriff eine neue Kontextualisierung. Durch die nun angebrachte Zusatztafel konnten wir das erreichen. Wir sehen darin eine sinnvollere Maßnahme als es die Umbenennung der Straße gewesen wäre.

Auch in der gleichnamigen U-Bahnstation gibt es seit dem Jahr 2008 eine Gedenktafel.

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3 Kommentare

  • …da gibt es noch viel zu tun: Invalidenstraße & lassen grüßen! Aber ich sehe es als guten Anfang. Weiter so :-)

    • Genau diese Beispiele sind es, die problematisch sind. Einzelne davon aber herauszugreifen und als guten Anfang zu beschreiben verleitet lediglich zu Symbolpolitik, die dazu führt, dass keine strukturellen Änderungen erfolgen, sondern es bei diesen Einzelbeispielen belassen wird. Änderungen haben gesamt zu erfolgen oder gar nicht. Es wird Zeit, den Ableismus zu beseitigen!
      Ich bin sicher, dass wir in sechs Monaten u.a. noch eine Blindengasse sowie eine Invalidenstraße haben. Symbolpolitik durch Einzelbeispiele ist schädlicher als kein Handeln, da letztlich Scheintätigkeiten als Fortschritt ausgegeben wird.

  • Weshalb wurde das nur für die Taubstummengasse ergänzt und nicht etwa auch für die Blindengasse? Problematisch ist der Ausdruck gleichermaßen: „keine Sehkraft, kein Sehvermögen besitzend; ohne Augenlicht [. . .] maßlos, hemmungslos, verblendet [. . .] ohne
    kritisch-selbstständiges Nachdenken, kritiklos, ohne Überlegung“ (Duden online)