Raus aus dem Taschengeldsystem und Arbeit für ein normales Gehalt

Unter dem Titel „Gehalt statt Taschengeld“ fand am 3. Mai 2018 in Wien eine Veranstaltung der Lebenshilfe Österreich statt.

Podium bei der Diskussion: Gehalt statt Taschengeld
BIZEPS

„Raus aus dem Taschengeldsystem und Arbeit für ein normales Gehalt“ – so eine der Forderungen zur Weiterentwicklung in Österreich bei der Veranstaltung der Lebenshilfe Österreich.

Albert Brandstätter, Generalsekretär der Lebenshilfe Österreich, erinnert gleich zu Beginn des Inklusionsforums, dass ein durchlässiger Arbeitsmarkt schon viele Jahre erfolglos gefordert wurde.

Doch zur Umsetzung der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen bedarfs es gesetzlicher Änderung, damit statt „Beschäftigungstherapien“ in Zukunft arbeits- und sozialversicherungsrechtliche Arbeitsverhältnisse geschaffen werden, hält er fest.

„Ich befürchte, dass wir es nicht heute und nicht hier lösen“, hält Alexander Miklautz vom Sozialministerium fest und führt aus: „Das Ziel des Sozialministerium ist es, den Weg in den regulären Arbeitsmarkt zu ermöglich.“ Finanziert werden eine Reihe Unterstützungsleistungen, um behinderte Menschen auf ihrem Weg zu begleiten.

Ganz normal arbeiten

Bei der Veranstaltung werden viele Beispiele aus der Praxis aufgezeigt. Für viele Kundinnen und Kunden in einem Kaffeehaus ist es unverständlich, warum behinderte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nur ein Taschengeld bekommen, obwohl sie ganz normal arbeiten.

Hanna Kamrath, Vizepräsidentin der Lebenshilfe Österreich, erzählt aus ihrem Leben. „Ich erhalte 60 bis 65 Euro pro Monat“. Sie ist nun 51 Jahre alt und bekommt noch immer nur ein Taschengeld; dies gefällt ihr nicht, hält sie mit Nachdruck fest.

Ginge es auch anders? Das Land Oberösterreich hat im Jahr 2013 errechnet, was es kosten würde, wenn man alle Personen, die in Werkstätten sind und nur ein Taschengeld bekommen, entlohnen würde. „Es ist nur ein einstelliger Millionenbetrag für Oberösterreich – also durchaus leistbar“, so Renate Hackl vom Land Oberösterreich.

24.000 Menschen werden vom Arbeitsmarkt ausgeschlossen

Tom Schmid erwähnt, dass es derzeit um rund 24.000 behinderte Menschen geht, die in diesen Systemen der Beschäftigungstherapie untergebracht sind. Dabei wäre es für 60 Euro pro Monat und Person möglich, zumindest eine Pensionsversicherung zu finanzieren. „Wir sollten daran arbeiten, alle Systeme an die UN-Konvention anzupassen. Wir sollten im Interesse der Betroffenen das System ändern“, ruft Schmid zum Handeln auf.

„Auf lange Sicht sind wir alle tot“, erinnert Tom Schmid an ein berühmtes Zitat des Wissenschaftlers John Maynard Keynes. Es ist schon viel Wasser die Donau hinuntergeronnen. „Es wäre wirklich Zeit, endlich Änderungen anzugehen“, hält er fest.

In Österreich müssten Betriebe bereit sein, Menschen mit Behinderungen einzustellen und keine Angst haben, hält Hanna Kamrath gegenüber BIZEPS fest. Ob das Ziel erreichbar ist? „Wir werden nicht aufgeben!“, zeigt sie sich kämpferisch.

Inklusionsforum: Gehalt statt Taschengeld
BIZEPS
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2 Kommentare

  • Für mich grenzt das an Ausbeute – es ist derart ungerecht, dass Leute ganz normale Arbeitszeiten haben und einhalten (müssen) und dann mit Taschengeld abgespeist werden!
    Abgesehen davon haben sie kein Recht auf Pension, sondern bleiben stets Sozialhilfeempfänger_innen.

  • Ich begrüße es sehr, dass die Diskussion über den arbeitsrechtlichen Status und die damit verbundene Reduktion auf Taschengeldzahlungen nun endlich öffentlich geführt und auch von großen Trägerorgansiationen unterstützt wird. Der Vollständigkeit halber erlaube ich mir allerdings darauf hinzuweisen, dass dieses Thema in Österreich erstmals bereits im Jahr 2004 und zwar von WIBS behandelt und in die Öffentlichkeit getragen wurde. Dankenswerterweise kann man das bei bizeps gut nachlesen:
    https://www.bizeps.or.at/richtiges-geld-fuer-richtige-arbeit/