Schauspiel und Behinderung. Wie geht das?

Ein Theaterstück im Schauspiel-Haus Graz verschiebt Grenzen.

Szene aus: Das Reich - Hospital der Geister
Lex Karelly

Im Theater oder beim Fernsehen wird heute oft gefragt:

Was ist denn politisch richtig?

Zum Beispiel: Wer darf überhaupt Menschen mit Behinderung spielen?

Dürfen das nur Menschen, die selbst eine Behinderung haben?

Andere sagen dann dagegen: Wenn Köchinnen und Köche in Fernsehserien
nur mehr von Leuten gespielt werden dürfen,
die wirklich gelernte Köchinnen und Köche sind,
dann gibt es gar keine richtige Schauspiel-Kunst mehr.

Oder sie fragen: Muss jemand, wenn er den Glöckner von Notre Dame spielen will,
wirklich auch im echten Leben einen Buckel haben und hinken?

Das Grazer Schauspiel-Haus gibt auf diese Fragen
in seinem neuesten Stück eine sehr gute Antwort.

Und zwar mit einer mutiger Rollen-Besetzung.

Über die oben gestellten Fragen ist oft diskutiert worden.

„Wer darf schwule oder lesbische Menschen auf der Bühne spielen?

Wer darf Menschen mit Behinderung spielen?“

Nur Menschen, die selbst eine Behinderung haben?

Oder wenn man anders fragt.

„Was dürfen Schauspielerinnen und Schauspieler spielen, wenn sie schwul oder lesbisch sind?“

Dürfen sie Personen spielen, die eindeutig nicht schwul oder lesbisch sind?

Wir sollen uns mit diesen Fragen nicht zu lange aufhalten.

Reden wir lieber über ein Theater-Stück.

Karla Mäder und Jan-Christoph Gockel haben dieses Theater-Stück am Schauspiel-Haus in der Stadt Graz gemacht.

Das Theater-Stück heißt „Das Reich: Hospital der Geister“.

Es geht dabei um ein Spital im Land Dänemark.

Als Dramaturgin und als Regisseur haben Frau Mäder und Herr Gockel sich ausgedacht, wie man dieses Theater-Stück gut für die Bühne gestaltet.

Die Geschichte für das Stück stammt nämlich aus einer Fernseh-Serie.

Die Serie ist fast 30 Jahre alt. Sie hat 8 Folgen.

Sie wurde damals von dem bekannten Autor und Regisseur Lars von Trier gemacht.

Frau Mäder und Herr Gockel haben die Fernseh-Serie für das Theater hergerichtet.

Das Stück dauert jetzt 4 Stunden. Es ist ein echtes Spektakel.

Die Schauspielerinnen und Schauspieler können darin gut zeigen, wie toll sie spielen können.

Auch die Bühnen-Technik kann zeigen, welche tollen Sachen sie machen kann.

Szene aus: Das Reich - Hospital der Geister
Lex Karelly

Frau Mäder und Herr Gockel haben für 2 Haupt-Rollen in dem Stück eine Schauspielerin und einen Schauspieler mit Behinderung ausgewählt:

Die Schauspielerin Tanja Hameter. Sie ist taub-blind.

Und den Schauspieler Florian Finsterbusch. Er hat das Down-Syndrom.

Frau Mäder und Herr Gockel haben das Stück ja neu hergerichtet.

Deshalb haben sie die Schauspielerin und den Schauspieler mit Behinderung gut in das Stück einbauen können.

Tanja Hameter spielt eine Patientin.

Die Frau kann Kontakt mit der Welt der Geister aufnehmen.

Da passt es gut, dass sie selbst eine Person mit einer sehr speziellen Wahrnehmung ist.

Sie kann nicht sehen und hören, was auf der Bühne passiert.

Deshalb hilft ihr dabei eine Assistentin.

Sie macht das mit einer speziellen Technik. Die heißt Lormen

Florian Finsterbusch hat in diesem Stück gleich mehrere Rollen.

Er ist der Schauspieler mit Down-Syndrom und spielt sehr locker und witzig.

Beim Proben für das Stück hat er oft lustige Anmerkungen gemacht.

Zum Beispiel ist er gefragt worden: Wie geht das?

Du spielst zuerst einen Gesundheitsminister und dann den Tod.

„Kein Problem“, hat er gesagt.

„Die sind beide von derselben Partei!“

Das kommt jetzt auch im Stück vor.

So wie das Stück im Schauspielhauses Graz gemacht worden ist,

kann man Inklusion sehr gut passend auf künstlerische Weise zeigen.

Man hat nicht den Eindruck, das Schauspiel-Haus macht das nur als Pflicht-Übung.

Nur, weil man das halt heutzutage so machen soll.

Im Zusammen-Spiel der Schauspielerinnen und Schauspieler mit und ohne Behinderung kann man auch gut sehen, wie sich die Rolle von Menschen mit Behinderung dabei verändert.

Sie sind einfach Schauspielerinnen und Schauspieler, wie die anderen auch.

Sie sind Kollegin und Kollege.

Sie sind Darsteller einer Rolle im Stück.

Ihren Applaus am Ende bekommen sie, weil sie eine tolle schauspielerische Leistung gezeigt haben.

Und nicht, weil sie halt trotz ihrer Behinderung mitspielen durften.

Szene aus: Das Reich - Hospital der Geister
Lex Karelly
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3 Kommentare

  • Klingt nach einem spannenden Zusammenspiel der Künstler im humorvollen Krankenhaus -Horror-Gruselschocker. Sehenswert (Einrichtungsleitung Mosaik Mobile Dienste Deutschlandsberg)

  • Auf zum Schauspiel-Haus nach Graz!

  • Danke für diesen tollen Tipp, der neugierig macht, und Graz ist nur 2 Stunden von Wien weg!