Folge 14: Kissing on Wheels mit Schlagobershäubchen

Rollend, rasant und rabiat durch Wien und den Rest der Welt

Symbolbild: Ronja Rollerbraut

Kurz vor dem durch heimische wie internationale Medien bekanntgewordenen Vorfall im Cafe Prückel (zur Erinnerung: zwei junge lesbische Frauen haben sich im Cafe innig begrüßt bzw. geküsst, wurden daraufhin vom Ober diskriminiert und schließlich aus dem Lokal verwiesen), stattete ich dem traditionellen Wiener Kaffeehaus – leider jedoch ohne Begleitung – ebenfalls einen Besuch ab.

Ich muss vorab gestehen, dass ich – für eine echte, rabiate Rollerbraut vielleicht etwas ungewöhnlich – eine Schwäche für Kaffee und Kuchen habe und das möglichst in traditionellen Wiener Kaffeehäusern. Grundsätzlich wäre dem ja nichts entgegen zu setzen, wären da nicht die gewohnten Barrieren, die einen Besuch oft unmöglich machen oder zumindest sehr erschweren.

Dass es in traditionellen Kaffeehäusern meist keine barrierefreie Toilette gibt, nimmt man mittlerweile ohnehin schon in Kauf. Aber da sind eben die klassischen Stufen, schwere Türen, zu schmale Türen, doppelte Türen und im Winter oft ein schwerer Vorhang beim Eingang, der die Kälte draußen halten soll. Und somit auch Menschen, die auf den Rollstuhl angewiesen sind. Und über die mehr oder meist weniger ausgeprägte Hilfsbereitschaft von oft mürrischen Wiener Kellnern und Obern könnte man ein Büchlein schreiben.

So kam ich eben kürzlich an einem winterlichen Nachmittag beim Prückel vorbei und hatte das Bedürfnis (hier passt das Wort wenigstens), einzukehren, um mich etwas zu erwärmen und zu stärken.

Ich kannte bereits die besonderen Herausforderungen, sprich die baulichen Barrieren dieses Lokals und so steuerte ich gleich den Hintereingang an. Auch dieser hatte seine Tücken: eine Stufe, eine schwere Türe und eben den besagten Vorhang. Dieser machte es mir auch unmöglich, Sichtkontakt zu dem geschäftigen Kellner aufzunehmen. Passanten, die ich eventuell um Hilfe hätte bitten können, waren nicht greifbar.

Aber ich ließ mich nicht entmutigen, zückte mein Smartphone (die beste und schrecklichste Erfindung in der bisherigen Menschheitsgeschichte), hatte Internetempfang, recherchierte und wählte die Telefonnummer des Cafes. Mit deutlichen Worten machte ich klar, was mein Begehren war und es wurde mir Hilfe angekündigt.

Auf diese habe ich dann mehr als fünf Minuten in der Kälte gewartet. War aber trotzdem überglücklich, als endlich der „Küchenjunge“ mit weißer Schürze kam, und mir schnell und sicher rein half. Und so kam ich zu meinem heißem Kaffee und Kuchen und glücklicherweise kam ich auch unversehrt wieder raus. Diesmal „halfen“ mir zwei Kellner, die sich auch doppelt patschert anstellten. Der geschickte „Küchenjunge“ mit Migrationshintergrund wäre mir lieber gewesen.

Und wenige Tage danach kam es zum eingangs erwähnten Eklat mit dem lesbischen Paar. Und mir kam eine Ronja-würdige Idee: Wie wäre es, wenn sich drei Rollstuhlfahrer oder -fahrerinnen im Prückel verabreden und nacheinander eintreffen. Wie würde das Personal auf diesen Ansturm reagieren? Gleich drei RollstuhlfahrerInnen auf einmal, „darf“ das sein? Kann man das den Stammgästen oder gar Touristen „zumuten“?

Vielleicht ist sogar ein etwas größerer E-Rollstuhl dabei. Und es müssen Stühle und Tische verschoben werden. Und die gewöhnlichen Routen der hin und her eilenden Kellner wären dadurch gestört. Und diese Individuen bleiben volle zwei Stunden, genießen Kaffee und Kuchen mit Schlagobers, unterhalten sich gut, lachen, genießen das Leben! Und als abschließendes „Sahnehäubchen“ noch innige Abschiedsküsse …

Wir trinken unseren Kaffee, wo wir wollen, mit wem wir wollen und Kissing on Wheels lassen wir uns nicht verbieten! P.S. Es kann natürlich auch ein anderes Wiener Kaffeehaus sein 😉

Bis bald, eure Ronja.

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