Wir dürfen wieder … gar nichts!

Nach dem langen Shut-down haben Restaurants und Cafés wieder geöffnet. Ein Kommentar.

Pizza
Pixabay

Endlich haben Restaurants und Cafés wieder geöffnet. Sommer wird’s und die Gastgärten füllen sich, vielleicht schneller als es die eigene Vorsicht für gut heißt.

Auf der anderen Seite klagen die Gastronomiebetriebe, dass es mit den Besucherinnen und Besuchern erst langsam anläuft, einfach auch weil Touristinnen und Touristen noch fehlen und deshalb reduzieren die Gaststätten die Speisekarten auf die gängigsten Gerichte. Niemand will ja Lebensmittel wegwerfen müssen. Zumindest in diesem Punkt sind wir uns, Gäste und Gastronominnen und Gastronomen, einig.

Alternativen wurden vergessen

Die traurige Konsequenz daraus ist, dass die glutenfreien Speisen plötzlich auf den Speisekarten fehlen. Wegrationalisiert, am besten geht einfach nur das Schnitzel. Ende. Aus.

Für alle Menschen, die glutenfreie Kost benötigen, weil die Erkrankung „Zöliakie“ einfach keinerlei Diätfehler erlaubt, eine Katastrophe. Ein Frustmoment, den ich in letzter Zeit, bei jedem Lokalbesuch seit der Wiedereröffnung der Gastronomiebetriebe hatte.

Lernresistente österreichische Gastronominnen und Gastronomen

Seit es die EU-Verordnung gibt, dass Allergene auf den Speisekarten ausgezeichnet werden müssen, hat sich in Österreich erschreckend wenig geändert.

Unwissenheit, schlechte oder falsche Auszeichnung und Fehlinformation durch das Personal sind immer noch an der Tagesordnung. Und was mich am meisten ärgert, ist, dass keiner Köchin und keinem Koch auffällt, dass entweder nur der Salat oder gar kein Gericht ohne Gluten auf der Speisekarte übrigbleibt.

Da passierte einfach seit der Verordnung keinerlei Bewusstseinsbildung, nichts… kein schlechtes Gewissen, null. Es wird dadurch eine ganze Gästegruppe knallhart ausgeschlossen.

An die Veganer wird gedacht, sogar Vegetarier finden inzwischen mehr Gerichte auf Speisekarten als den klassischen gebackenen Emmentaler, aber für Zöliatiker nichts …

Andere Länder, andere Sitten

In Italien und Spanien stellt sich die Lage aus eigener Erfahrung, ganz anders dar.

Die italienische Kost ist mit Pizza und Pasta wohl eine der glutenhaltigsten Küchen der Welt.

Es ist aber inzwischen kein Problem, in Italien in jedem Restaurant glutenfreie Pasta zu bekommen. Es ist eine gängige Marke, die es sogar bei uns im Handel gibt. So einfach könnte es sein.

An den Fensterscheiben der Restaurants wird mit glutenfreien Speisen geworben.

Vom Personal wird kompetente und richtige Auskunft gegeben.

Die Spanier kennen sich aus, wenn man nach Frühstück ohne Brot fragt. Sie fragen nach und bieten zum Ausgleich ein bisschen mehr Schinken und Käse auf dem Teller an, weil man ja das Brot nicht braucht.

Sogar die kostenlosen Tapas, die zu alkoholischen Getränken in der Stadt Granada serviert werden, gibt es auf Nachfrage glutenfrei!

Ignoranz oder Unwissenheit?

Ich kann mir nicht vorstellen, dass österreichische Köche so viel schlechter in Ernährungsfragen ausgebildet sind, als italienische oder spanische.

Also liegt mein Fazit nahe: Es kann nur Ignoranz sein.

Wir sehen immer mit ein bisschen arrogant auf die südlichen Länder Europas herab, aber vielleicht sollten wir einmal wahrnehmen, dass sie uns in Bezug auf die Umsetzung der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen, die Umsetzung von EU-Richtlinien auf sinnvolle Weise und Antidiskriminierung schon lange voraus sind.

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9 Kommentare

  • wir haben das problem erkannt und bieten seit herbst letzten jahres einen schulungsreigen zu den schwerpunkten „glutenfrei“, „leicht & guat“, „laktose- und fruktosearm“ für unsere mitgliedsbetriebe an. die schulungsmaßnahmen wurden professionell von diätologinnen der fh gesundheit in innsbruck und da sich das projekt und die schulungsmaßnahmen auf einem sehr hohen technischen level (video, audio, lernplattform, …) abspielt auch von den it-experten der fh kufstein begleitet. am ende soll herauskommen, dass gäste in tirol über ein app sofort wissen, welches tiroler wirtshaus sich seinen besonderen bedürfnissen annimmt. traditon und das sich befassen mit geändertem ernährungsverhalten schließen sich hier also nicht aus. mehr infos zum projekt unter http://esstisch.tirol/

    • Gute Idee! Ich hoffe sie wirkt bald.

  • auch ich habe das problem, da ich eine pankreasinsuffizienz habe, laktose und fruktoseintolerant bin. öund dsterreich ist da weit hinten nach. ich seh es, wenn ich essen gehen möchte. viele meiner bekannten rümpfen die nase, weil ich eher türkisch, serbisch usw essen gehen, aber nur da haben sie speisen, die ich auch so halbwegs vertrage. mir reicht es einfach, dass wir laktose, fruktose, glutenunverträglichen so ingnoriert werden. ander länder sind, wie schon in den artikel festgestellt wird, sind dan jahrzehnte voraus. ein trauriges zeugnis für unser österreich. als ob es sich für behinderte und kranke schämen würde

  • Veganismus ist ein Lifestyle, Behinderung jedoch nicht, aus diesem Grund wird auch auf Lifestyle-Befindlichkeiten Rücksicht genommen und nicht auf Menschen mit Behinderungen.
    Snob-Effekte wie ein veganer Lifestyle gehen mit Prestige einher und implizieren eine höhere Zahlungskraft.
    Die Österreichische Hochschülerschaft subsummierte leider in bisherigen Veröffentlichungen unter Barrierefreiheit, vegane Verpflegung an den Mensen, d.h. der Begriff der Barrierefreiheit wurde missbräuchlich benutzt, um Lifestyle-Entwicklungen zu fördern, dies zeigt das Spannungsfeld auf.

  • Hallo! In Italien findet man auch in jedem Supermarkt Lebensmittel für verschiedenste Allergien. Das gab es schon vor zehn Jahren. Da gab es auch Crissini Nudeln etc. ich glaube, das liegt auch daran, weil die Südlender einfach eine andere Beziehung zum Essen haben. Eine Sensiblere.

  • Ich selbst stelle KEINE Veränderung der Speisekarten fest und wundere mich über diesen vorurteilsbehafteten und verallgemeinernden Artikel. Ist das nicht auch eine Form der Diskriminierung? Anderen Menschen pauschal irgendwas zu unterstellen?

    Noch immer ist das Induktionsproblem unbekannt: Aus selbst gemachten einzelnen Erfahrungen lässt sich kein allgemeines Gesetz ableiten.

    Was ist die Basis dieser verallgemeinernden Behauptungen. Wieviele Lokale wurden denn getestet? War die Auswahl auch repräsentativ?

    Unter Corona wuchtert die Paranoia. Und das Denunzieren gehört in Österreich sowieso zum Volkssport!

    • Sind Sie Allergiker oder die Verfasserin? Sprechen Sie anderen nicht ihre Meinung ab. Es widerspricht Ihnen auch zurecht niemand was fehlenden die Induktionsanlagen betrifft.

  • toller text, conny! eine schweinerei im sinn des wortes. aber beim händeaufhalten sind sie da, die damen und herren hoteliers und restaurantbesitzerInnen. jammern, geldgier und kundenvergraulung. bei der barrierefreiheit ist es nicht anders – auch rund um den wörthersee. wer da ein behinderten wc sucht, ist arm dran!

  • Nicht nur glutenfrei ist ein Problem, auch laktosefrei. Inzwischen bin ich ja dankbar, wenn zumindest die Allergene auf der Speisekarte stehen. Doch was nützt das, wenn in 9 von 10 Gerichten in einem typisch Wiener Lokal (aber auch am Land mit den gängigsten Gerichten) Laktose mit dabei ist? Die Auswahl reduziert sich dann oft auf Suppe, bei den Nachspeisen gibt es ohnehin selten etwas ohne Laktose. Und das vegetarische Gericht ist entweder von der Portion her winzig, weil vegetarisch essen oft mit Diät verwechselt wird, oder das glatte Gegenteil: Germknödel und Kaiserschmarrn – gerade in der Kantine ein Ärgernis, wer braucht mittags schon einen Zuckerschock? Zumindest momentan haben die meisten Kantinen geschlossen, aber es wäre schön, wenn man die Zeit jetzt zum kreativen Nachdenken benutzen könnte, schmackhafte, gesunde Gerichte anzubieten, die trotzdem satt machen.