Sind Gebärdensprach-Avatare sinnvoll?

Am 16. Jänner 2017 lud die SignTime GmbH zu einer Diskussion zu den Vor- und Nachteilen von Gebärdensprach-Avataren. SignTime hat SiMAX - einen Avatar für Gebärdensprache - entwickelt.

Georg Tschare präsentiert SiMAX
BIZEPS

Rund 25 Personen folgen dieser Einladung und Georg Tschare von der SignTime GmbH stellt den anwesenden Personen zuerst den SiMAX – einen Avatar für Gebärdensprache – vor.

Den Avatar SiMAX gibt es nun schon seit einigen Jahren und er wurde ständig weiterentwickelt. So sieht er derzeit aus (Beispiel zur Wahlwiederholung der Bundespräsidentenwahl 2016):

Statt eines Menschen gebärdet ein animierter Avatar. Das funktioniert aber nicht vollautomatisch sondern halbautomatisch, erläutert Georg Tschare. „Es wird nie vollautomatisch funktionieren“, meint er und fügt hinzu: „Handarbeit zu reduzieren, ist das Ziel von SiMAX“. Das bringt Kostenvorteile. Als Beispiel nennt er die Wahlwiederholung der Bundespräsidentenwahl.

Georg Tschare und Monika Haider, beide sind GesellschafterInnen der SignTime GmbH, erläutern die Idee hinter dieser Innovation. Die Rückmeldungen zu SiMAX sind sehr gut, berichten sie. SignTime sieht ihr Produkt weltweit führend und gegenüber ähnlichen Gebärdensprach-Avataren von anderen Anbietern überlegen.

SiMAX im Vergleich zu anderen Avataren
SignTime GmbH

Unter den bei der Diskussion Anwesenden befinden sich viele gehörlose Menschen, die teilweise in Interessenvertretungen organisiert sind. Aber auch WissenschaftlerInnen und AuftraggeberInnen von Videos bei SignTime beteiligen sich rege am Austausch.

Während eine ähnliche Diskussion auf Facebook deutlich emotionaler geführt wurde, ging es dieses Mal, bei dem knapp 3 Stunden dauernden Meinungsaustausch, größtenteils sachlich zu.

Vorteile von SiMAX gegenüber anderen Avataren
SignTime GmbH

Die Frage der Qualität

Immer wieder werden Zweifel an der Qualität des Avatars und der gezeigten Grammatik erwähnt. Da wären viele Fehler drinnen und auch die Spannungselemente fehlen öfters. Darunter leidet die Verständlichkeit. 

Gerade die Frage der Qualität wird anhand von vielen Beispielen mehrfach beleuchtet. Manches Mal liegt es an der Technik, manches Mal aber auch an der menschlichen Komponente in der Produktion der Avatar-Videos. Die Qualitätsfrage betrifft auch reine Videoproduktionen wie jene von oegsbarrierefrei, wird in der Diskussion erwähnt.

Das liegt auch daran, dass manche der Produzenten entweder selbst sehr spät die Österreichische Gebärdensprache gelernt haben und diese nicht von allen die Muttersprache ist. Grammatik ist ein allgemeines Problem – nicht ein Avatar-Problem – so ein Fazit. Erwähnt wird aber auch, dass es neben der Grammatik auch um Dialekte geht, die zu beachten sind.

Außerdem wird die Frage der Qualitätskontrolle aufgeworfen und die eingesetzten Handbewegungen sind teilweise undeutlich und dadurch schwer verständlich. „Sie haben Angst gehabt, dass wir den Avatar wegschmeißen wollen. Aber das ist nicht so. Er muss besser werden“, meint einer der gehörlosen Teilnehmer.

„Wir haben das Ziel, möglichst viele Informationen in Gebärdensprache zu ermöglichen. SiMAX kann einen wertvollen Beitrag dazu leisten. Als Pädagogin sehe ich Anwendungsgebiete u.a. bei Spielen, Vokabeltrainer, Unterrichtsmaterialien. Darüber hinaus bringt das Animieren von SiMAX ein neues Berufsfeld für Gehörlose“, gibt Monika Haider zu bedenken.

Für Manfred Schütz (WITAF) ist auch wichtig, „die Einsatzbereiche von Avataren mit anderen Gehörlosenvereinen gemeinsam zu definieren“. Seiner Meinung nach dürfen Avatare „nicht für reine Textübersetzungsdienste missbraucht werden“. Eine Gebärdensprachdolmetschung werden Avatare „niemals ersetzen“, ist er sich sicher.

Gestreift wurde auch die Frage der Sprachniveaus, die das Endprodukt haben muss und welche Beratung der Auftraggeber vor Auftragsvergabe benötigt, um ein gutes Ergebnis zu bekommen.

Werden Dolmetscherinnen und Dolmetscher überhaupt noch gebraucht?

Sehr schnell einig waren sich alle Anwesenden, dass der Einsatz von Avataren in keiner Weise Einfluss auf den Bedarf an Dolmetscherinnen und Dolmetschern hat.

Ein gehörloser Interessenvertreter weist darauf hin, dass gehörlose Menschen natürlich betroffen sind, wenn sie befürchten, dass es keine Dolmetscherinnen und Dolmetscher mehr gibt. Dieses Missverständnis muss man ausräumen, wurde erwähnt und Aufklärungsarbeit eingefordert. „Man kann Dolmetscher niemals ersetzen. Der Avatar ist ein Angebot.“

Steile Lernkurve und Feedback

Mit den Worten „Danke für die Ausdauer und Kritik. Wir haben eine sehr, sehr steile Lernkurve. Wir sehen das Vollkommene als den Feind des Guten. Man kann sich im Tun entwickeln. Wir wollen in Zukunft mehr Feedback einholen“, schließt Georg Tschare die Diskussion und es wird noch Raum für einen gemütlichen Ausklang und Hintergrundgespräche geboten.

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4 Kommentare

  • Gebärden SiMAX
    gefällt mir perfekt, ich könnte nicht mehr dazu sagen, weil alles optimal
    Ausdruck Mund Bewegung perfekt.
    ich verstehe voll gut.
    danke

    • Denke, das könnte man nur subjektiv beurteilen.

      Wenn man den Kontext/Hintergrund von Thema bereits kennt, würde ich die Avatare mehr verständlicher zuordnen. Ohne Hintergrundinformation, würde es im Vergleich zu realen Dolmetschern als schwieriger zuordnen.

      Ich würde schon bestätigen, dass SiMAX verhältnismäßig im Mimik und Bewegungsabläufe fortschrittlicher als andere Gebärdensprache-Avatare (die mir bekannt ist). Derzeit wirkt es immer noch monoton und emotionslos. Genau das spielt in Kommunikation ein enorme Rolle. (Bei Hörenden ist die Tonlage, die für Emotionen steht)

  • Hallo Herr Lädsätter,
    herzlichen Dank für den Bericht … jedoch würde ich sehr gerne zu dem o.g. Thema weiterverfolgen.

    Besteht es Möglichkeit, mich irgendwo einzutragen?
    Mich beschäftigt ebenso dieses Thema ..

    lg Gabriel

    • Leider fällt uns dazu keine Möglichkeit ein.

      Sie können aber regelmäßig unsere Website besuchen. Unter dem Link https://www.bizeps.or.at/tag/avatare/ finden sie dann nur Artikel, die das Thema Avatare behandeln.