Der Kampf um eine barrierefreie Umgebung

In den USA scheint es so, als ob Gehsteigabsenkungen an jeder Straßenecke schon immer da gewesen wären. Dass dies über 50 Jahre erkämpft werden musste, wird dabei oft vergessen.

Straßenszene an einer Kreuzung in Manhattan, New York City. Links ein Starbuchs. Über jede Straße führt ein Zebrastreifen mit Gehsteigabsenkung und Aufmerksamkeitsfeld am Gehsteigrand. Im Hintergrund das neue World Trade Center.
Foto von Burst von Pexels

Damit Menschen im Rollstuhl am öffentlichen Leben teilhaben können, ist bauliche Barrierefreiheit notwendig.

Gehsteige müssen so gestaltet sein, dass die Straße sicher und ohne Unterstützung überquert werden kann. Die Stufe zwischen Gehsteig und Straße muss durch eine ausreichend flache Absenkung überbrückt werden.

Jahrzehntelange Forderung

In den USA wurde 1990 das bahnbrechende Anti-Diskriminierungsgesetz, namens Americans with Disabilities Act (ADA), unterzeichnet. Bis dahin waren die meisten Straßen, vom Gehsteig aus, nur über eine Stufe erreichbar. Erste Forderungen nach Gehsteigabsenkungen gab es bereits in den 1940er Jahren.

Diesen wurde allerdings nur in Ausnahmefällen nachgegeben. Oftmals wurden sie mit der paradoxen Begründung abgetan, dass dies nicht notwendig sei, da ja gar keine RollstuhlfahrerInnen in der Öffentlichkeit zu sehen wären.

Ziviler Ungehorsam

Ab den 1960er Jahren nahmen AktivistInnen im Zuge der Behindertenrechtsbewegung die Gegebenheiten nicht mehr hin. Sie begannen zum Teil, die Straßen selbst zu gestalten. Entweder durch Beton oder durch den Einsatz von Werkzeugen wurden die Stufen entfernt.

Die Protestaktionen gipfelten im März 1990 im „Capitol Crawl“. Menschen mit körperlichen Einschränkungen, sonst mit Rollstühlen und Krücken unterwegs, begannen, die hunderten von Stufen zum U.S. Capitol in Washington zu erklimmen.

Gesetzliche Festschreibung

Im Jahr 1990 wurde im ADA, neben anderen Maßnahmen, schlussendlich festgelegt, dass an jeder Straßenecke eine Gehsteigabsenkung vorhanden sein muss.

In den USA kann dies bei Nichteinhaltung, im Gegensatz zu österreichischen Anti-Diskriminierungsgesetzen, auch eingeklagt werden.

Gebaute Umgebung ist veränderlich

Meist wird die gebaute Umgebung als gegeben hingenommen. Bauwerke scheinen nicht veränderlich und es ist schwierig, sich Alternativen vorzustellen. Dadurch bleibt auch diskriminierende Infrastruktur oft lange Zeit bestehen.

Das Beispiel der USA führt uns bildlich vor Augen, dass die Umgebung sehr wohl veränderlich ist. Des Weiteren verdeutlicht es, dass es sich lohnt, möglichst alle Nutzerinnen und Nutzer in die Planung miteinzubeziehen.

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Ein Kommentar

  • wertvoller text! danke!