Medizinische Vorgaben dürfen nicht diskriminieren

In manchen Ländern wirken sich die Restriktionen zur Eindämmung des Corona-Virus diskriminierend auf Menschen mit Behinderungen aus.

Figur mit Pfeilen in alle Himmelsrichtungen
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Das European Disability Forum (Europäisches Behindertenforum) ist besorgt über Verordnungen, die im Zuge der Corona-Krise verhängt werden.

Offener Brief

In einem offenen Brief äußert sich das European Disability Forum zu den Maßnahmen, die in europäischen Ländern umgesetzt werden. Das Forum befürchtet, dass gesundheitliche Richtlinien diskriminierend für Menschen mit Behinderungen sein werden.

Artikel 11 der UN-Behindertenrechtskonvention hält aber die Pflicht der Vertragsstaaten fest, dafür zu sorgen, dass Menschen mit Behinderungen in Gefahrensituationen, bewaffneten Konflikten und humanitären Krisen geschützt und sicher sind. Das gilt also auch für die Corona-Krise.

Deshalb möchte das Forum, dass die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und andere Gesundheitsinstitutionen einen Leitfaden erstellen, an den sich medizinisches Personal halten muss. Dieser Leitfaden soll sicher stellen, dass niemand aufgrund seiner Behinderung in der Corona-Krise diskriminiert wird.

Ethik nicht vergessen

Wie kobinet-nachrichten berichtet, gibt es in Deutschland bereits Ad-hoc-Empfehlungen des Deutschen Ethikrates zu „Solidarität und Verantwortung in der Corona-Krise“. Gesellschaft und Politik sollte sich an klaren Richtlinien orientieren, um Diskriminierung zu vermeiden. (siehe auch Beitrag von AbilityWatch „Fachgesellschaften veröffentlichen ethisch und verfassungsrechtlich fragwürdige COVID19-Empfehlungen“)

In Österreich wird sich auch früher oder später die Frage stellen, nach welchen Richtlinien medizinisches Personal entscheidet. In einem Gastbeitrag auf ORF.at beschreibt Ulrich Körtner, Vorstand des Instituts für Ethik und Recht in der Medizin der Universität Wien, die Lage für Österreich. Wenn die Intensivbetten auch bei uns knapp werden, bedarf es einer ethischen Entscheidungsgrundlage, welche Patientinnen und Patienten ein Bett bekommen und welche nicht.

Deshalb wäre es von großem Vorteil, wenn hier die WHO allgemein gültige ethische Richtlinien formuliert, die internationalem Recht entsprechen und überall angewendet werden können.

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4 Kommentare

  • Nun gibt es eine Stellungnahme der Bioethikkommission im Bundeskanzleramt zur Corona-Pandemie, die deutlich differenziert ausfällt.

  • Es ist äußerst wichtig, dass man wachsam ist! Bin im 84.Lebensjahr, lebe mit meiner autistischen Tochter alleine und habe nun 24 Stundendienst da ja die Tageseinrichtung fehlt.
    Im vergangenen Jahr fiel mir ohne Corona auf, dass sich Sparmassnahmen in der Stille und Heim eingeschlichen haben!
    Bitte wachsam sein ob im Ernstfall eine Intensivbehandlung für Menschen wie wir gewährt würde!

  • als elternteil und vater einer schwer behinderten tochter, als sohn und schwiegersohn von sehr betagten eltern und schwiegereltern, denke ich seit einigen tagen (geschürrt durch div. medien) über dieses thema mehr den je nach!
    auf jeden fall hat es mir geholfen, seit ich darüber nachdenke, mit dem thema besser umzugehen …………..

  • Ist das vorliegende Dokument inhaltlich zu kritisieren ODER legt es ein bisherig ohnedies gedachtes Handeln sehr unschön offen?

    Drei Menschen wollen vier Brote essen. Geht nicht. Es sei denn: Man teilt.
    Zwei Menschen brauchen eine Maske. Geht nicht. Denn Leben lässt sich nicht teilen.

    Momentan können wir alle nur – nicht nur Risikogruppen – ZU HAUSE BLEIBEN!!!

    Alles Gute!!!