„Die dritte Option“ – ein guter Film mit fehlendem Aspekt

Seit 15. September 2017 läuft in den österreichischen Kinos der Film „Die dritte Option“ von Thomas Fürhapter.

Filmplakat: Die dritte Option
Gijs Kuijper

Die Film „Die dritte Option“ behandelt das hoch sensible Thema der Pränataldiagnostik, Abtreibung und „optimiertes Kind“. (Trailer)

Besonders gut hängen geblieben ist folgender Dialog:

Mutter zum Arzt: Sollte ich das Kind bekommen?

Arzt: Wollen Sie meine medizinische und meine private Meinung hören? Die medizinische: Ja. Die private: nein. Sein Nein begründet er mit dem Aufwand, welchen ein behindertes Kind einer (Privat)Person macht.

Besonders gut herausgearbeitet ist auch, dass die heutigen Test-Möglichkeiten nicht zwangsweise zu Sicherheit, sondern vielmehr – durch zusätzliche Information – eher zur Unsicherheit in der Entscheidung für oder gegen ein Kind führen.

Sehr ähnlich, wie im Standard beschrieben, ging es auch mir: Die Kühlheit, in der dieses Thema behandelt wird, ist erschreckend und gut zugleich: Keine weinenden Eltern, keine Götter in Weiß, die Trost spenden etc.

Ein weiterer Aspekt, der sehr gut herausgearbeitet wurde, ist die automatische Verbindung zwischen Behinderung und Leiden(sweg).

Motive des Regisseurs

In einem Interview im Kurier erläutert der Regisseur seine Motive: Er, selbst 1971 geboren, kam auf die Welt, ohne, dass diese Möglichkeiten der vorgeburtlichen Untersuchungen seinen Eltern zur Verfügung gestanden hatten.

Zudem erläutert er, dass die öffentliche Diskussion über dieses Thema zu kurz kommt und sehr Einzel-Schicksal-zentriert ist.

Der fehlende Aspekt

Der Film bespricht ausschließlich den Aspekt, dass Eltern ein behindertes Kind haben. Was ist mit behinderten Eltern? Dieser Aspekt wurde völlig ausgespart, obschon er oft zwei Fragen aufwirft bzw. generiert: Was tun, wenn das Kind etwas von der Behinderung der Eltern „abbekommen“ hat? Wie werdet ihr, behinderte Eltern, den Alltag meistern.

Zweitere Frage, so wage ich zu behaupten, stellt man behinderten Eltern eher und leichter als Eltern von behinderten Kindern, obwohl es aus meiner Sicht naheliegt, dass diese Gruppe die Situation als neuer empfindet.

Ich hoffe, dass das einzige Motiv, den Aspekt der behinderten Eltern auszusparen, war, den Rahmen nicht zu sprengen.

Was beide Gruppen jedoch garantiert brauchen, egal, ob es sich um behinderte Eltern oder um Eltern eines behinderten Kindes handelt? Unterstützung, ohne dafür unermüdlich kämpfen zu müssen.

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